Gunther
13.02.2023

Mobile App Technologie in der CX

Lesezeit: 5 Minuten

Technologien nehmen als Basis für die Umsetzung von digitalen Lösungen eine Schlüsselrolle für die Customer Experience (CX) ein. Vergessen dabei geht oftmals, dass Technologien Werkzeuge zur Erreichung business-relevanter Ziele hinsichtlich Kundenzufriedenheit, Kundenbindung, Transformation und Wachstum sind, und keinem übergeordnetem Selbstzweck dienen.

Ich habe in vielen Projekten erlebt, wie Technologien selbst immer wieder in den Vordergrund gerückt werden. Im Rahmen von CX sollte vor allem das Leistungs- und Werteversprechen einer Lösung im Fokus stehen, um den optimalen Kundennutzen und das perfekte Kundenerlebnis zu erzielen und so die eigenen wirtschaftlichen Zielsetzungen zu erreichen.

Apps sind für ein umfassendes Kundenerlebnis oftmals alternativlos. Als mobile Touchpoints oder Kontaktpunkte prägen und verändern sie die Weise, wie Kunden mit einem Unternehmen orts- und zeitungebunden digital interagieren.

Agenturen bieten zum Thema App meist alles an, von PWA über Hybrid oder Cross-Plattform bis zur rein nativen Umsetzung. Für den Fachfremden verkompliziert das die Dinge meist mehr, als das es hilft. Denn in den allermeisten Fällen gilt es heute einfach eine App für Android und iOS ohne spezielle technische Besonderheiten zu realisieren.

Abbau doppelter Technologie-Stacks und Entwicklungsteams

Vergesst hierzu PWA, die Progressive Web App. Es handelt sich im Grunde um nichts anderes als eine mobil-optimierte Webseite, auch wenn das Wort «App» die Begrifflichkeit flankiert.

Native Apps für Standard Anwendungsfälle sind aus wirtschaftlicher Sicht heute aufgrund gegebener Alternativen ebenfalls oftmals nicht mehr sinnvoll, da im Grunde immer zwei separate Apps umgesetzt werden müssen, eine für Android und eine für iOS. Per Definition ist das immer aufwendiger und damit langsamer und teurer, als der Cross-Plattform Ansatz, bei dem beide Apps eine gemeinsame Code-Basis teilen.

Cross-Plattform stellt heute durch die Vereinheitlichung der App-Entwicklung und den damit verbundenen Abbau doppelter Technologie-Stacks und Entwicklungsteams den effizientesten Ansatz hinsichtlichen App-Technologien dar, um den maximalen Output in kürzester Zeit zu generieren.

Nun gibt es verschiedenste Technologien für Cross-Plattform Ansätze, die bekanntesten hierzu: Xamarin, React Native, Cordova, Ionic, Flutter. Noch mehr Artikel lassen sich im Internet zum Thema «X vs. Y – Which is better» finden, in denen typischerweise technische Eigenschaften der verschiedenen Technologien gegenübergestellt und verglichen werden. 

Der rein technische Zugang zum Thema ist allerdings oftmals subjektiv und nur bedingt zielführend, da mit jeder Technologie für den normalen Anwendungsfall grundsätzlich ein ähnliches Ergebnis erreicht werden kann, die eigentlichen Herausforderungen hinsichtlich Kundennutzen und Kundenerfahrung im Kontext des eigenen Business aber zumeist komplett aussen vor gelassen werden.

“Compliance of Technology” als Grundsatz

Im Rahmen der Digitalisierung mit verschiedensten, teilweise redundaten Technologien auf der einen Seite und Herausforderungen beim Hiring bzw. Fachkräftemangel auf der anderen, sind individuelle Business-Anforderungen demgegenüber aber massgebend.

Wie kann ich zB. nach zwei bis drei Jahren den Betrieb meiner App noch sicherstellen, wenn ich kaum mehr Entwickler finde? Engpässe führen zwangsweise zu höheren Aufwendungen, die sich in den Betriebs- und Wartungskosten und damit letztlich auch in der Qualität und dem Kundenerlebnis niederschlagen. 

Rückläufige Akzeptanz am Markt kann zudem die Weiterentwicklung einer Technologie empfindlich verlangsamen. 

Im digitalen Zeitalter ist Technologie eine übergeordnete, unternehmensweite Kompetenz und als solche von strategischer Bedeutung. Ein essentieller Bestandteil der digitalen Transformation muss daher «Compliance of Technology» sein, mit Antworten auf Fragen der Art: Wie unterstützt mich eine Technologie hinsichtlich meines Leistungs- und Werteversprechens gegenüber meinen Kunden, wie meine wirtschaftlichen Ziele meiner digitalen Lösungen? Wie hoch dürfen die Total Cost of Ownership sein, um wirtschaftlich zu sein, und wie kann ich diese verlässlich planen? Welche Ressourcen benötige ich für die Umsetzung und die Sicherstellung des Betriebes? Welche Ressourcen stehen mir ggf. bereits zur Verfügung und welche Technologien habe ich bereits im Einsatz?

Prinzipiell gilt bei Technologien allgemein, weniger ist mehr. Diversifikation ist für Zulieferer und Aktien sinnvoll, nicht für Technologien. Ein fragmentierter Technologie-Stack im Unternehmen verursacht hohe Abhängigkeiten und Kosten, da er nur beschränkt Synergien zulässt und weitreichendes Know How erfordert.   

“Der Markt hat immer recht”

In wenigsten Fällen gibt es tatsächlich klare, technische Showstopper, die von vornherein gegen den Einsatz einer Technologie sprechen. Meiner Erfahrung nach sind technischen Evaluationen auf dieser Ebene sehr, sehr aufwändig und daher wirtschaftlich kaum tragbar oder sie liefern vergleichsweise wenig qualifizierten Output hinsichtlich einer optimalen Entscheidungsgrundlage. Spezifische technische Einschränkungen können nur mit einer entsprechenden Betrachtungstiefe gegen konkrete Anforderungen, die oftmals so noch gar nicht existieren, überhaupt erkannt werden. Wirtschaftliche Faktoren und Rahmenbedingungen des Unternehmens werden oft kaum oder zu wenig mit einbezogen.

Weitaus effektiver erscheint hier die Orientierung am Markt. An der Börsenweisheit: “Der Markt hat immer recht”, scheiden sich mitunter die Geister. Die Akzeptanz einer Technologie und deren Trend an einem – anders als an der Börse, zumindest abseits der Technologie-Hypes – nicht-spekulativen Markt ist demgegenüber einer der wesentlichen Indikatoren für deren Einsatz. Denn der Markt reflektiert die Relevanz einer Technologie ganzheitlich, liefert alle notwenigen Ressourcen und “preist” auch technische Vor- und Nachteile bereits mit “ein”.

Quelle: statista.com

Im Rahmen der Cross-Plattform Technologien zeigt die Chartanalyse deutlich, dass vor allem Flutter seit seiner Veröffentlichung mit stabilem Aufwärtstrend enormen Marktanteil gewann. Das vor allem zunächst zu Lasten von Cordova, Ionic und Xamarin. Eine Umkehr ist hier nicht zu erwarten, da jeglicher Impuls dazu fehlt. Der Marktanteil von React Native stagnierte im gleichen Zeitraum auf hohem Niveau und war zuletzt rückläufig, dass sich grundsätzlich als Trendwende werten lässt.

Quelle: Stackoverflow

Der Trend bestätigt sich grundsätzlich ebenfalls in der Entwickler-Gemeinschaft. In der Developer Survey 2022 von Stackoverflow befindet sich Flutter unter den «Most Popular Libraries in different Domains» (erstes Diagramm) nahezu gleichauf mit React Native. Gemäss «Worked with vs. want to work with» (zweites Diagramm) bleiben Flutter-Entwickler grundsätzlich ihrer Technologie treu. Zudem möchten Entwickler aus anderen Bereichen zukünftig ebenfalls verstärkt Flutter verwenden.

Der sich andeutende Abwärtstrend von React Native könnte sich potentiell in den kommenden Jahren beschleunigen, wenn Bestandsprojekte ihr End-of-Life erreichen und sukzessive abgelöst werden. 

Fazit

Es ist danach eigentlich kein Entscheid, der zwingend tiefes technisches Wissen benötigt. Ausgehend davon, dass ich mit jeder der Technologien grundsätzlich ans Ziel gelange, aber typischerweise von Ressourcen und Entwicklungen des Marktes abhängig bin, ist der Entscheid für Flutter aus Business-Sicht objektiv begründbar, ohne sich in technischen Details zu verlieren.

Die Stärken von Flutter als universelles UI-Toolkit, nicht beschränkt auf mobile Anwendungsfälle, mit beeindruckendem Funktionsumfang und nativer Performance, zusammen mit der Schnelligkeit und Einfachheit bei der Umsetzung, machen es für mich zu einem Perfect Match für progressive Lösungen mit Fokus auf Customer Experience.

Melde dich gern bei mir für Fragen zu App-Technologien und wie sie dir auch für deine digitale CX helfen können.

Flutter Facts

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